Jesus und all der Schmodder

Vor ein paar Tagen habe ich das Abflussrohr vom unserem Badezimmerwaschbecken gereinigt. Welch eine ehrenvolle Aufgabe. Ich schlag mich nicht darum, es ist nicht besonders erbaulich mit dem Haar- und Zahnpasta-Schmodder der letzten Monate in Berührung zu kommen. Andererseits habe ich im Laufe meiner frauenlastigen WG-Karierre auch eine kleine Leidenschaft für manche eher handwerklichen Tätigkeiten im Haushalt entwickelt. Ich will ja nicht für jede Kleinigkeit einen Handwerker rufen und so oft kommt mein Papa auch nicht zu Besuch und es erfüllt frau mit leichtem Stolz, wenn sie dank ihren Freunden Google und Youtube der wasserverlierenden Waschmaschine auf die Schliche kommt und das Problem beheben kann (wie kam diese Socke nur in den Flusensieb?).
Aber zurück zum Schmodder: irgendwie fand ich es als Kind schon faszinierend, meinem Papa zuzuschauen, wenn er das Abflussrohr gereinigt hat. Ich glaube es ist diese Kombination aus es ist super nervig, wenn das Waschbecken nicht richtig abläuft und dann echt eklig es zu säubern, es stinkt zum Himmel. Aber innerhalb von wenigen Minuten ist es erledigt, alles wieder frei, aller Ärger verpufft und man fragt sich nur, warum man nicht schon vor 2 Wochen den Eimer geholt und stattdessen bei jedem Händewaschen einer unangenehmen Erinnerung standgehalten hat. Außerdem irgendwie erstaunlich: der Großteil des Schmodders sind Haare, die solange sie an Ort und Stelle sind sogar als lieblicher Kopfschmuck betitelt werden.

Während ich so vor mich hinwerkelte musste ich an die Stelle in Nehemia denken, die ich am Tag zuvor gelesen hatte. Es ging darum, wie das Volk tief traurig wurde, als es die Worte aus dem Gesetz hörte und verstand wie nachlässig es in seiner Beziehung zu dem Allmächtigen geworden war. Erstaunlicherweise sagte Nehemia darauf nicht: „Recht so! Ihr habt wirklich falsch gehandelt und eine schlechtes Gewissen verdient!“ sondern „Seid nicht bekümmert, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke!“ (Neh. 8, 10). Feiert eine siebentägige Party, um Gott für all das zu danken, was er für euch getan hat! Es gab darauf trotzdem auch eine Zeit, in der sie Buße taten, ihre Sünden bekannten und umkehrten, das war nötig. 

Aber ich fand es schön an dieser Stelle Jesus durchscheinen zu sehen, Gottes Gnade, die nicht an der Sünde festhält, sondern auf einen Neuanfang zeigt. Eine Liebe, die der Welt begegnet und sie reinigt, erneuert anstatt sie zurückzulassen. Jesus hat keine Angst mit dem Schmodder in Berührung zu kommen, der sich immer wieder in meinem Leben ansammelt-dafür ist er gekommen. Viel schlimmer ist es, wenn ich mir angewöhne damit zu leben und mich zu bekümmern anstatt mich zu freuen, mich zu verstecken anstatt zu danken.

Nehemia und mein Abflussrohr lehren mich zu beten: Jesus, vergib mir! Mach du den Weg frei. Immer wieder neu!

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