Gestillt

Das Lieblingsrollenspiel meiner 3-jährigen Nichte ist gerade Mutter, Vater, Kind- der Klassiker. Natürlich war sie die Mutter und ich das Kind. Also habe ich mal wieder den Alltag einer 3-Jährigen gelebt-aufstehen, ab in den Kindi, essen, spielen und dann natürlich ins Bett gebracht werden. Meine Nichte singt wirklich schöne Schlaflieder-leider durfte ich nur enttäuschend kurz schlafen. Mein liebster Moment war, als wir am Spielplatz ankamen und sie mich mit ihrem ernst kritischen Maja-Blick anschaute und sagte: "Mimi, jetzt muss ich meine Kinder stillen."Mit den Kindern meinte sie in diesem Fall nicht mich, sondern den Kuschel-Gummibären und die lila Milka-Kuh, die sie in ihrem Puppen-Buggy zum Spielplatz gefahren hatte. Gesagt getan, suchte sie einen Sitzplatz, zog ihr T-Shirt hoch und legte die Kinder an.

Ich fand es wirklich zum Schießen und gleichzeitig so realitätsnah. Das ist das, was sie ständig sieht, wenn sie ihre Mutter mit ihrer Babyschwester beobachtet. Und ich auch, weil ich gerade viele stillende Mütter in meinem Umfeld habe. Das ist nicht nur der Ort, wo dieses abhängige kleine Wesen seine lebensnotwendige Nahrung bekommt, sondern auch sein Zufluchtsort, Geborgenheit, zur Ruhe kommen können, vollkommene Nähe, Verbundenheit, Wärme, Sicherheit. Das kann ich fühlen, auch wenn ich nicht stille- nicht mal im Spiel.

und dann musste ich an diese kleine Seele denken, die sich manchmal genau diese Dinge wünscht, an vielen Orten sucht, unruhig umherirrt, sich nicht selbst halten kann

aber den einen kennt, 

sich manchmal aufraffen muss,

doch sie erinnert sich an seine Worte,

wiederholt sie: 

Kommt vor mein Angesicht, sucht meine Nähe!

ja, das will ich tun: vor dein Angesicht treten. (Ps27)

HERR, mein Herz ist nicht hochmütig und meine Augen schauen nicht überheblich drein. Ich befasse mich nicht mit großartigen Dingen, mit dem, was für mich unbegreiflich ist.

Nein, ich ließ meine Seele zur Ruhe kommen, ganz ruhig ist sie. Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, wie ein gestilltes Kind ist meine Seele in mir. (Ps.131)

Sie lässt los, 

wird gehalten,

lässt sich lieben.

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