Liebe ungefiltert


Schlanke kühle Finger legten sich über meine Augen, so dass ich meinen Gesprächspartner nicht mehr sehen konnte. Mir fiel niemand ein, der mich an diesem Abend so begrüßen würde, einige der Gesichter im Raum hatte ich schon mal gesehen, aber wenige waren mir so vertraut. Hinter mir giggelte es, ich kam einfach nicht drauf. Schließlich  wurden meine Augen wieder freigegeben und die Überraschung war groß, auf ihrer Seite. „ Das ist mir so peinlich“, sagte die Frau mit dem warmen Lächeln und den Händen, die meine Augen umarmt hatten. „Als ich dich mit meinem Sohn sprechen sah und von hinten, sahst du aus wie eine gute Freundin“ Sie konnte mich überhaupt nicht zuordnen, ich kannte sie zumindest vom sehen, ihren Mann und einige ihrer Kinder etwas besser. Und ich fand dieses kleine Manöver echt sympathisch.

Später begrüßte ich eine ihrer Töchter, die gerade den kleinen Bruder auf dem Schoß hatte. Ich umarmte sie und er umarmte mich, als wären wir gute Freunde nicht völlig Fremde. Und irgendwie waren wir es auch, in diesem Moment und ein paar Minuten später als dieser fröhliche Junge sich bei seiner Schwester einhakte uns sie zum Lobpreis tanzten und zwar wie wild. Ganz ohne Worte lehrten sie mich ungenierte Freude. Ich habe mich schon lange nicht mehr so frei und gleichzeitig verbunden gefühlt, wie in diesem Augenblick als wir zu dritt durch unsere Ecke wirbelten und uns alles andere ganz egal war. Ich beobachtete diese Familie noch eine ganze Weile, wie sie miteinander und mit anderen umgingen. Etwas war besonders- in ihren Umarmungen, in ihren Worten- es war, als würde die Liebe ungefiltert fließen.

Und ich wusste auch warum.

#ohneLiebeistesnureinFest
#GottesLiebeverändert
#ersterAdvent
 

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