O du schöne Studienzeit!

Manchmal denke ich die Zeit hat uns ein Schnippchen geschlagen. Wie lange scheinen diese glorreichen Jahre entfernt, in denen wir frei, manchmal wild und nur so halb erwachsen waren.
Jede hatte ein Zimmer, ein Fahrrad, verrückte Ideen im Kopf, wenig Geld, aber viel Zeit für Freundschaft: miteinander lachen und lernen, füreinander da sein, eine Picknickdecke, um die kleinen Dinge des Lebens zu feiern und um Antworten auf die großen Fragen des Lebens zu ringen.
 Wir haben sie für uns erobert: die linke Ecke im Hörsaal, die Tanzfläche dienstagabends im Agar, die Blumenwiese im Dietenbachpark. Es scheint mir immer noch wie ein Wunder, dass aus den vielen schüchternen Begegnungen aus der ersten Uniwoche tiefe Freundschaften geworden sind, die schon bald ein Jahrzehnt überdauert haben. Eine fast 10-köpfige Mädelsclique, wie man sie sonst nur aus Büchern kennt, ich war immer stolz ein Teil davon zu sein.

Wenn wir uns heute treffen, geben wir ein buntes Bild ab.
Wir sind Mamas. Erfahrene Sozialarbeiterinnen. Frisch-Verliebte. Single-Ladies. Therapeutinnen. Missionarinnen. Großstadtpflanzen und Dorfköniginnen. Wir wohnen wieder in der Heimat, im eigenen Haus, im alten Kinderzimmer, im Ausland oder immer noch in einer WG. Wir züchten Tomaten und Hühner, singen viel, bändigen Schlangen(-Phobien), kochen Marmelade, hören auf allen 4 Ohren, reisen in ferne Länder, lieben Kinder und die Nachbarn, träumen immer noch groß, verlieren uns ab und zu im Alltag und in negativen Gedanken
In dieser Zeit, in der die letzten von uns ihren 30. Geburtstag feiern und wir uns fragen müssen, ob wir jetzt wirklich erwachsen sind und in welche Richtung, die nächsten 30 Jahre gehen sollen, ist es eine Freude sich an einem schönen Sommersonntag im Gartenschatten zu versammeln und zu wissen:

Egal, was kommt. Mit diesen tollen Frauen würde ich immer noch bis tief in die Nacht über Gott und die Welt quatschen, nachts in ein Freibad einbrechen, von meinem Versagen erzählen und vertrauen, dass sie trotzdem das Beste von mir denken.
Es gibt Beziehungen, die sich über Zeit verlieren und solche die reifen, an Charakter gewinnen.
Wie guter Wein.
Echte Freundinnen eben.

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