Von zotteligen Schafen und ihrem Hirten

Da waren sie.
Nicht nur ein paar, sondern eine ganze Herde. Ohne Frage hatte ich sie auch erwartet auf Englands grünen Wiesen. Nachdem ich mich durch das Frühlingsdickicht geschlagen hatte, stand ich Auge in Auge mit einem dieser zotteligen Wesen. Ein Friseurbesuch und ein Vollbad hätten ihm nicht geschadet, auf seinem Fell stand eine große blaue Nummer. Wir starten uns eine Weile an, bevor es das Interresse an mir verlor und wieder zurück zu seinen Kollegen trabte. Ich konnte ihm noch hinterher rufen: Ich mag dich, du Schaf!
Ich mag dich, weil ich den Hirten liebe und ihm jedes seiner Schafe so wertvoll ist. Bei ihm haben wir keine Nummer, sondern einen Namen, mit dem er uns ruft. Wir dürfen seine Stimme kennen. Er will uns liebevoll leiten und heimtragen, wenn wir uns verlaufen haben.

In letzter Zeit fällt mir immer wieder dieser altvertraute Psalm in den Schoß.
Der Herr ist mein Hirte.
Vielleicht, weil ich manchmal das Gefühl habe unter vielen verirrten Schafen zu leben, die so dringend einen Hirten brauchen.
Vielleicht, weil ich immer wieder beeindruckenden Männern und Frauen begegne, denen Gott das Herz eines Hirten für ihr Umfeld gegeben hat und zum Teil ist es ihnen noch nicht einmal bewusst.
Und ganz sicher, weil ich mich so oft in Schafssituationen wiederfinde:

Eine Übertragung von Psalm 23
1Das Gras ist mir an manchen Stellen nicht grün genug, aber mangelt es mir wirklich am Wesentlichen?
2 Da ist dieser gemütliche Abend  mit vertrauten Freunden, dieses eine Lied das in seiner Sanftheit Zerbrochenes zu heilen scheint und ich fühle mich wie auf grünen Wiesen an frischen Wassern.
3 Ich muss keine Angst haben vor schwierigen Zeiten, der Enttäuschung, die hinter der Nächsten Ecke lauert. Manchmal packt es mich und schüttelt mich durch, aber nichts kann mich von seiner Liebe trennen. Seine tröstenden Hände haben noch jede meiner Tränen aufgefangen.
4 Ich bin verwundert über die Situation, in denen ich etwas leisten will und Er mich einfach beschenkt, wo ich herausgefordert bin und plötzlich übernatürlich viel Kraft oder die richtigen Worte habe. Oft bin ich mir so bewusst, dass wir noch Teil dieser Welt sind, aber immer wieder blitzt seine Herrlichkeit auf, leuchtet im kleinsten Details, sein Reich ist nahe.
5 Ich bin dankbar, dass ich nicht nur gewollt, sondern gerufen bin. Dass er mich einsetzt und salbt für ein Leben, dass meine Vorstellungen und kleinen Gedanken sprengt. Er gebraucht mich. Ich bin nicht das tote Meer, wo die Dinge zum Stillstand gekommen sind, sondern ein Gefäß, dass überfließt von seiner Liebe.
6 Für alle Zeiten habe ich ein Zuhause- kein Schafstall- heute die Wiesen der Welt, morgen die Weiten des Himmels. Überall, weil er in mir wohnt und ich in ihm.
Er, der gute Hirte und ich, eines seiner zotteligen, aber über die Maßen geliebten Schafe.

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