ER:wartet?


Ich warte.
Ich warte auf die Straßenbahn, wenn auch widerwillig.
Ich warte gerne auf Freunde, weil mein Lebensstil auch so manche zeitliche Großzügigkeit erwartet.
Ich warte auf den ersten Schnee und darauf wieder barfuß laufen zu können.
Ich warte darauf, dass sie endlich in aller Pracht aufblühen:
Die Wüsten der Erde und die verborgenen Gaben meiner Liebsten.
Ich warte auf den Prinzen mit dem Schimmel, aber ich vermute meiner kommt auf einem störrischen Esel.

Manchmal überlege ich mir an der Supermarktkasse jemand vorzulassen-
Aber ganz ehrlich: Ich warte nicht gerne.
Ich will nicht still stehen. Ich will vorwärts gehen oder es bei anderen sehen.
ER wartet auf mich.

Ich erwarte.
Ich erwarte viel vom Leben, aber manchmal zu wenig vom heutigen Tag.
Ich erwarte so einiges von mir und anderen, aber immer wieder zu wenig von dem, dem alles möglich ist.
Ich erwarte, dass ER in mein Leben spricht und zwar-jetzt sofort!
Ich erwarte, dass Gummibärchen mich glücklich machen
Tun sie auch, immer bis zu dem einen von dem mir schlecht wird.

Manchmal passiert etwas und das ist ganz
Unerwartet wunderschön.
ER erwartet mich in seinem Thronsaal.

Und ich frage mich:
Ob in dieser Zeit, von der so viel erwartet wird-
Besinnlichkeit.
Harmonie
Wunder.
Gute Stimmung.
Erkenntnis.
Alles lametta-glitzer-bunter.
Ob wir in dieser Zeit dieses kleine
„er-„
nicht als Vorsilbe
sondern als Personalpronomen
lesen sollten.

Denn das ist wesentlich:
ER wartet auf uns.
Dass wir zu ihm kommen und uns beschenken lassen.
Dass wir die Türen weit öffnen und den König einziehen lassen.
ER:wartet.

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